Das Verhalten einiger Kinder im Schul- und Wohnzimmer bringt uns an Grenzen. Dabei scheint kaum jemand zu verstehen, was um und mit uns geschieht. Die Welt wird regelrecht geschüttelt und gerüttelt, Ohnmacht und Hilflosigkeit macht sich breit. Niemand versteht, diverse Ratschläge, Massnahmen, Versuche, Experimente und Systeme werden ausprobiert und angewendet. Doch wirklich zu helfen, scheint nichts. Streit, Zoff und Zankereien nehmen zu, viel Frust und Unzufriedenheit kommt nach Hause. Das Leben in der Familie wird anstrengend. Mal geht es besser, dann wird es wieder unfreundlich. Bei einigen Kindern geht die Welt bereits mehrmals am Tag unter und dies nicht nur aufgrund hormoneller Veränderungen. Starke Schwankungen sind an der Tagesordnung und müssen irgendwie ausgehalten werden. Die Reaktionen sind heftig und doch oft auch schon „normal“, denn ganz schnell gewöhnen wir uns an neue Gegebenheiten. Spürt man sich wieder mal bewusst in die Situation hinein, machen sich mulmige und unsichere Gefühle bemerkbar.
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Was geht ab?
Schon Kinder sind vermehrt unmotiviert, gereizt, frustriert, gestresst und unglücklich. Sie haben eine hohe Gewaltbereitschaft, explodieren, brechen aus, verzweifeln, verhalten sich frech und respektlos. Oder Kinder legen eine Gleichgültigkeit an den Tag, erlauben sich mehr als je geglaubt und zeigen von sich eine noch nie dagewesene Seite, das oft auch aus dem Nichts. Manche ziehen sich zurück, isolieren sich, wirken freudlos, sind traurig und haben Ängste. Viele nässen das Bett ein, schlafen unruhig, kauen Fingernägel, klagen über Bauch- und Kopfschmerzen, schielen plötzlich, husten, haben eine verstopfte Nase, sind müde, weinerlich, erschöpft und nicht mal mehr für ihr geliebtes Hobby zu begeistern.
Druck, Stress, Hektik und Disharmonie verstärken meist die Situation.
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Jede Aktion und Reaktion ist Sprache und trägt in sich eine Botschaft. Ein explosives Verhalten zeigt auf, dass das System der Kinder deutlich überlastet ist.
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Ein Weckruf?
Kinder sind bewusst, klar, geistig wach, sehen, spüren und nehmen Stimmungen, Gefühle und Eindrücke intensiv und bewusst wahr. Ihre Wahrnehmung ist ihre Gabe, welche für viele zur Belastung wird und ihr eigenes System bedrohen kann. Sie werden oft in ihrem Wesen nicht verstanden und sind mit ihren Qualitäten und Quantitäten mit den vorhandenen Systemen nicht mehr kompatibel. Was zur Folge hat, dass es eine grosse Anstrengung sein kann, sich dem anzupassen. Sie setzen sich dabei meist selbst stark unter Druck oder werden auch mit Regeln, Massnahmen und Leistung unter Druck gesetzt. Sie sind mit Ängsten geplagt und finden neben ihren Terminen viel zu wenig Raum für sich.
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Ganz bestimmt regt uns das Verhalten auch auf, doch sinnvoller ist es, dass es uns anregt, das eigene Bewusstsein zu erweitern. Wir sind aufgefordert hinzuschauen, zu beobachten, achtsam zu sein und sollen erkennen, was sie uns mit ihrem Verhalten eigentlich genau sagen und aufzeigen wollen. Was treibt sie dazu, so zu reagieren wie sie reagieren? Es ist Ausdruck ihrer Verfassung und sie zeigen uns damit ihre Not.
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Was macht (noch) Spass und begeistert?
Wieviel Spass haben die Kinder in ihrem Leben? Mit Spass ist explizit natürlicher Spass gemeint, das heisst, dass es sich dabei um Spass ohne Bildschirm, Kabel oder Strom handelt. Spass braucht der Mensch und weckt oft auch die Begeisterung, auch wenn wir das vielleicht vergessen oder uns darüber gar noch nicht wirklich Gedanken gemacht haben. Niemand kommt begeisterungslos zur Welt. Diese Begeisterung führt auch dazu, die ersten Schritte im Leben zu lernen und wir fallen dabei unzählige Male hin, um trotzdem immer wieder aufzustehen und Schritt für Schritt vorwärts zu kommen.
Alles fällt leichter mit Spass, sei es in der Schule, zu Hause oder auf der Arbeit. Spass macht Freude, weckt die Begeisterung und setzt Energie frei. Diese Energie ist ansteckend und steigert die Motivation, also den persönlichen Antrieb und somit die Lebensfreude. Nur mit Spass macht es Sinn zu leben oder macht das Leben Sinn.
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Was kann sich dahinter verbergen?
Mangel an Spass im Leben frustriert und Frust erzeugt Aggression, welche natürlich gelebt, ganz gut tut und dem ganzen Befinden Luft und Raum gibt. Die Grenze ist erreicht und aus Spass wird Ernst, Langeweile oder sogar Trauer. Zu seinen Gefühlen und Werten zu stehen, braucht Selbstvertrauen und diese zu leben und zu zeigen Mut. Dank diesem Unmut erfahren wir schliesslich, dass es keinen Spass mehr macht. Und dies wiederum bietet die Möglichkeit herauszufinden, warum das so ist oder was es braucht, damit es eben wieder Spass macht.
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Oft werden Aggressionen aber gar nicht (mehr) geduldet oder sogar bestraft. Was unter anderem auch zur Folge haben kann, an den eigenen Gefühlen zu zweifeln. Das schwächt das Selbstvertrauen. Und wenn man die Gefühle unterdrückt kann sich das früher oder später psychisch oder auch physisch bemerkbar machen. Daneben macht es traurig, wenn man sich zum Stimmungstief nicht äussern und ausdrücken kann oder darf und nährt das Gefühl, dass man nicht verstanden wird. Mutig durch das Leben zu gehen ohne oder mit wenig Selbstvertrauen ist herausfordernd, anstelle von Mut entwickelt sich die Wut.
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Was ist sinnvoll?
Die Welt verändert sich, auch wenn das einige (noch) nicht wahrhaben möchten. Der Vergleich zu früher macht hier wenig Sinn, da die Kids unter ganz anderen Voraussetzungen und Einflüssen aufwachsen und ihre Bewusstseinsfrequenz deutlich erhöht ist.
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Wir sind aufgefordert, die Welt zusammen mit den Kindern neu zu entdecken und in uns, wie auch in den Kindern, die Begeisterung zu wecken. Was macht uns glücklich? Dabei dürfen wir die Herausforderungen annehmen und uns kümmern, d.h. mit uns arbeiten, uns erneuern und updaten. So übernehmen wir die Verantwortung und tragen dazu bei, die Welt auf die neuen Gegebenheiten auszurichten.
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Es schenkt uns Erfahrung, Verständnis, Bewusstsein und inspiriert, wenn wir jedes Kind auf Augenhöhe als eigenständige Persönlichkeit sehen. Sie mit Liebe und Vertrauen begleiten und uns dabei selbst als Entdecker und Lernenden hingeben. Wir dürfen ihnen gegenüber offen sein und uns für ihre inneren Gefühlswelten und Grundbedürfnisse interessieren. Sie dabei in ihrem Sein unterstützen und stets bestrebt danach sein, ihre Freude und Begeisterung im Inneren zu entfachen. Es bietet Chancen, Verständnis für ihr Anderssein zu entwickeln und auf ihren Ebenen die Wesen und Sichtweisen bewusst wahrzunehmen.
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Wir dürfen darauf vertrauen und ihnen zu verstehen geben, dass es in Ordnung ist, so zu sein, zu fühlen und zu empfinden. Mit ihnen in Beziehung zu gehen und herauszufinden, was sie begeistert oder eben wie etwas (wieder) Freude macht. Mit dem grossen Ziel, sie zu begleiten, zu unterstützen und dabei zu erkennen, was sie brauchen, um ihre Sicherheit zu erlangen, um den für sie bestimmten Lebensweg zufrieden und glücklich zu gehen.
Wir tragen die Verantwortung, dass sie nicht verkümmern, denn Kinder wissen genau was ihnen gut tut, darauf dürfen wir Vertrauen. Deshalb ist es auch ratsam, ihnen genügend Pausen, Schutz- und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Sie sind mit ihrer ausgeprägten Sensitivität, ganz viel Stress ausgesetzt, überfordern sich und benötigen Schutz und Raum um vieles zu verarbeiten und sich zu erholen.
Das braucht ganz viel Zeit und Kraft für die Sensibilisierung, aber auch viel Mut zur Transparenz. Der Weg für Kinder da zu sein, führt nur über uns selbst. Wir sind alle aufgefordert, uns selbst bewusst wahrzunehmen, unsere Herausforderungen anzunehmen und uns zu kümmern, egal in welcher Beziehung wir zu den Kindern stehen.
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Es sind längst nicht alle Kinder gleichermassen betroffen, ebenso sind die Reaktionen sehr individuell. Fakt ist jedoch, dass sich vermehrt merkwürdige und seltsame Verhaltensweisen zeigen und durch Abklärungen, Schulpsychologischer Dienst, Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst mögliche Diagnosen entstehen und oft auch Medikamente eingesetzt werden.
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Wir können die Veränderung sein, indem wir den Impulsen von uns selbst folgen, dabei immer wieder aufstehen, an uns arbeiten und uns lösungsorientiert den Seltsamkeiten im Leben stellen.
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